Lukas
Stephen King - Blutige Nachrichten
Aktualisiert: 21. Dez. 2022
“Im Journalismus gilt die Maxime: Blutige Nachrichten lassen sich gut verkaufen. Was daran liegt, dass die Leute sich hauptsächlich die Berichte über negative Ereignisse interessieren. Über Morde. Explosionen. Autounfälle. Erdbeben. Tsunamis. So was gefällt den Leuten, und wenn es ein Handyvideo davon gibt, gefällt es ihnen noch mehr.”
Buchinformationen:
Erscheinungsdatum: 21.04.2020
Herausgeber / Verlag: Heyne
Seitenanzahl: 558
Klappentext:
Als Detective Ralph Anderson den Umschlag öffnet, findet er einen USB-Stick mit der Aufschrift Blutige Nachrichten,offenbar eine Anspielung auf die Journalistenregel, dass blutige Nachrichten sich gut verkaufen. Darauf gespeichert ist eine Art gesprochenes Tagebuch von Holly Gibney, mit der er einmal einen Fall gelöst hat, der in Oklahoma seinen Anfang nahm und in einer texanischen Höhle endete. Durch den damaligen Fall hatte sich seine Wahrnehmung der Wirklichkeit für immer verändert. Die letzten Worte von Hollys Audiobericht sind auf den 19. Dezember 2020 datiert. Sie klingt atemlos.
Ich habe mein Bestes getan, Ralph, nur reicht das vielleicht nicht. Trotz meiner ganzen Planung besteht die Chance, dass ich die Sache nicht überlebe. Fall sich sterbe und du fortführen willst, was ich begonnen habe, pass bitte auf dich auf. Du hast Frau und Sohn.
Rezension:
Handlung “Blutige Nachrichten”:
Eine Briefbombe explodiert in einer Schule. Schnell ist die Presse da und berichtet über diese Katastrophe, die viele Tote gefordert hat. Holly Gibney, eine Privatdetektivin, erfährt davon aus der Presse. Dabei fällt ihr ein Reporter auf, der am schnellsten am Tatort war und sie fragt sich unweigerlich, wie er es geschafft hat, so schnell an der Schule zu sein. Sie beginnt Nachforschungen über den Reporter Chet Ondowsky anzustellen bis sie eine anonyme Nachricht von einem alten Mann erhält, der wichtige Informationen für sie hat…
Fazit “Blutige Nachrichten”:
“Blutige Nachrichten” ist eine Fortsetzung zu Stephen Kings Buch “Der Outsider”. Ich habe selbst das Buch noch nicht gelesen und konnte dennoch, der Kurzgeschichte sehr gut folgen. Es ist auch die Geschichte, die mir am besten gefallen hat, denn zum Einen fand ich den kreativen Umgang mit dem Buchtitel echt gelungen und zum Anderen hat diese Geschichte am meisten Spannung und auch ein wenig Angstkribbeln erzeugt.
“Nachdem sie an jenem Abend miteinander geschlafen hatten, fragte Lucy ihn, ob er wirklich wegfahren müsse. Drew dachte darüber nach. Ganz aufrichtig, das hatte Lucy verdient. Das und natürlich viel, viel mehr. Sie hatte immer zu ihm gehalten, und in seiner schwersten Zeit hatte er sich auf sie stützen können. Er fasste sich kurz: “Lucy, vielleicht ist das meine letzt Chance.”
Handlung “Ratte”:
Drew ist Schriftsteller mit einer Schreibblockade. Er arbeitet an seinem neuen Buch, doch er bringt zu Hause einfach nichts zu Papier. Also entschließt er sich in sein Haus in den Bergen, mehrere hundert Kilometer weit weg, zu fahren, wo er auf Ruhe und Inspiration hofft. Angekommen im Haus, etwas entfernt jeglicher Zivilisation, macht er sich an die Arbeit und kommt gut voran. Zumindest bis er krank wird, vermutlich Grippe, die er sich beim Tankstellenwart eingefangen hat, als er sein Auto bei seiner Ankunft in den Bergen getankt hat. Zu allem Unglück zieht noch ein Sturm auf. Seine Frau Lucy bittet ihn zurück zu ihr und seinen Kindern zu kommen, doch Drew weigert sich, da es ja so gut mit dem Buch läuft. Und das, das erste Mal seit ein paar Jahren. Das möchte er nicht aufs Spiel setzen. Jedoch geht es im zunehmend schlechter, bis er eines Nachts aufwacht und eine halbtote Ratte vor seiner Tür entdeckt, die ihm ein unmoralisches Angebot macht…
Fazit “Ratte”:
Ich fand diese Geschichte zuerst etwas langweilig. Schriftsteller mit Schreibblockade, entferntes Haus in der Wildnis, Sturm, Krankheit, keine Hilfe, das kennt man auch aus anderen Horrorbüchern. Doch das Angebot, das die Ratte Drew in der zweiten Hälfte der Geschichte macht, bringt einen zum Nachdenken. Es stellt sich die Frage “Was würdest du für deinen Erfolg opfern?” Diese Frage begleitet jeden von uns jeden Tag. Das hat für mich die Geschichte enorm aufgewertet und sie erst lesenswert gemacht.
“Kurz nach dem Tag, an dem Marthy Anderson die Reklametafel sah, brach das Internet schließlich endgültig zusammen. Seit den ersten kurzen Unterbrechungen hatte es da schon acht Monate gewackelt. Alle waren sich einig, dass es nur eine Frage der Zeit war, und alle waren sich einig, dass sie sich irgendwie durchschlagen würden, sobald die vernetzte Welt endgültig erlosch - schließlich waren sie früher auch ohne die ausgekommen, oder etwa nicht?”
Handlung “Chucks Leben”:
Die kürzeste der vier Geschichten in dieser Sammlung. Hier wird ein apokalyptisches Szenario aufgebaut. Der High School-Englischlehrer Marty Anderson befindet sich auf dem Rückweg von einem anstrengenden Elternabend, als ihm eine Reklametafel auffällt auf der geschrieben steht “39 tolle Jahre! Danke, Chuck!”. Dabei ist ein Mann abgebildet. Wer dieser Mann ist und warum ihm seine Firma auf diese Art und Weise dankt, wird nicht beschrieben. Währenddessen allmählich das Internet und der Funkempfang zusammenbrechen erscheint das Bild von Chuck an zunehmend mehr ungewöhnlichen Orten, wie zum Beispiel auf Marty’s Fernseher. Am nächsten Morgen tut sich ein riesiges Loch auf, das mindestens zwanzig Autos verschlungen hat. In den Nachrichten wird berichtet, dass Kalifornien zu 90 % im Meer untergegangen ist. Die Welt versinkt im Chaos…
Fazit “Chucks Leben”:
Diese Geschichte ist so real und bildreich beschrieben, dass es kaum verwunderlich ist, dass sich die ersten Filmproduzenten dafür interessieren. Dabei wird die Geschichte in drei Akten und das rückwärts erzählt. So hat Stephen King diese Geschichte auch geschrieben. Das beeindruckt dann schon sehr. Ich mag kreative Autoren und Stephen King hat mit dieser Geschichte gezeigt, dass er einer davon ist.
“Wie gesagt, erinnere ich mich lückenlos. An jedes einzelne Mal, das er mich getroffen hat, insgesamt fünf Faustschläge. Ich erinnere mich, wie mich der letzte rückwärts an die Betonsteinwand der Turnhalle taumeln ließ, wie ich meinen Beinen befahl, nicht nachzugeben, und wie sich weigerten. Ich rutschte einfach langsam nach unten, bis ich mit dem Hintern auf dem Schotter saß. Ich erinnere mich, wie die Black Eyed Peas leise, aber vernehmbar “Boom Boom Pow” spielten.”
Handlung “Mr. Harrigans Telefon”:
Craig ein Junge, der noch zur Schule geht, hilft Mr. Harrigan, der schon etwas älter ist. Da Mr. Harrigan steinreich ist, ist das kein schlechter Deal für Craig, der sehr gut dafür bezahlt wird. Schon bald werden die beiden sehr gute Freunde, denn beide verbindet die Faszination der Technik. Als Mr. Harrigan wenig später stirbt, legt Craig ihm ein Smartphone ins Grab. Craig hat ganz gewöhnliche Probleme, wie jeder andere Jugendlich auch und auch wie er damit umgeht, ist nicht ungewöhnlich. Er sucht sich jemanden zum Reden. Nur ist sein Jemand tot, doch er kann ihn anrufen. Also tut er das und bespricht die Mailbox mit seinen Problemen, denn Tote können ja nicht telefonieren. Unheimlich wird es dann, als sich die Probleme beginnen wie von Geisterhand von alleine zu lösen.
Fazit “Mr. Harrigans Telefon”:
Wie abhängig wir von Smartphones sind, zeigt diese Geschichte sehr gut. Anfangs als Mr. Harrigan sein Smartphone bekommt, ist er sehr skeptisch gegenüber des neusten Wunders der Technik. Doch wenig später freundet er sich zunehmend damit an und ist kaum davon weg zu bekommen. Mich hat diese Geschichte dazu animiert meinen eigenen Handykonsum zu hinterfragen. Gruselig fand ich diese Geschichte nicht unbedingt, aber zum Nachdenken hat sie geführt, daher fand ich diese Geschichte sehr sehr gut.
Fazit Buch “Blutige Nachrichten”:
Dadurch, dass es vier Kurzgeschichten sind, ist das Buch sehr abwechslungsreich, denn es sind in sich komplett unterschiedliche Geschichten. Ich bin ein Fan von Stephen Kings Schreibstil. Man weiß nie, was als nächstes passiert, da die Handlungen überhaupt nicht vorhersehbar sind. Dabei sind die Charaktere sehr lebendig. Was ich aber sehr schätze, dass Stephen King es zu Stande bringt, trotz der ernsten Themen, den Leser regelmäßig zum Schmunzeln zu bringen.
Da ich nicht mit allen Geschichten gleich viel Anfangen konnte, ziehe ich ein Stern ab und vergebe somit 4/5 Sterne.